Verschiedene europäische Hilfswerke finanzierten über Jahre UNICEF- und NGO-Programme in Gaza – trotz Kenntnis direkter Hamas-Beteiligung.
Ein umfangreicher Bericht von NGO Monitor, gestützt auf interne britische Regierungsunterlagen und Hamas-Dokumente, zeigt auf, dass mehrere europäische Hilfswerke, mit wissender Unterstützung der britischen und norwegischen Aussenministerien, seit Jahren wussten, dass Teile ihrer humanitären Gelder in Gaza über Hamas-kontrollierte Strukturen liefen. Trotzdem setzten das Foreign, Commonwealth and Development Office (FCDO) und der Norwegian Refugee Council (NRC) die Finanzierung fort.
Hamas bestimmte Empfängerlisten für britische Geldhilfen
Seit 2007 kontrolliert Hamas sämtliche Ministerien in Gaza, darunter das Ministry of Social Development (MoSD). Genau dieses Ministerium lieferte die Empfängerlisten für UNICEF-Programme, die mit britischen Geldern finanziert wurden.
Britische Beamte hielten in ihren internen Dokumenten fest, dass dadurch ein direkter oder indirekter Zusammenhang mit einer «proscribed terrorist organisation» («designierter Terrororganisation») entstehe. Dennoch entschieden sie, das Programm weiterzuführen – die Hauptsorge galt dem Image, nicht der Terrorfinanzierung.
UNICEF selbst rühmte noch 2024 seine enge Partnerschaft mit dem MoSD in Gaza – und nannte das FCDO als wichtigen Förderer.
„Work-Arounds“ statt Terror-Vetting
Laut einem Oxfam-Bericht wurden formale PA-Strukturen in Ramallah genutzt, um das Kontaktverbot gegenüber Hamas zu umgehen. In der Praxis blieben jedoch fast alle zuständigen Mitarbeiter in Gaza Hamas-Leute. Der Bericht spricht von systematischen „work-arounds“, um westliche Antiterror-Auflagen formal, aber nicht real einzuhalten.
Auch britisch geförderte NGOs wie der Norwegian Refugee Council (NRC) führten keine tiefgehende Terrorprüfungen durch. NRC erklärte sogar gegenüber Hamas-Sicherheitsorganen, dass sie britische Auflagen ablehnen würde, falls diese zu restriktiv würden.
Hamas verdiente bis zu 20 % an internationalen Bargeldprogrammen
Über digitale Geldbörsen und ein Netz von Geldwechslern zog Hamas massive Summen aus internationalen Hilfsprogrammen ab. Die Abhebungsgebühren lagen laut internen UN-Protokollen bei bis zu 20 %. Israels Terrorfinanzexperten schätzen, dass viele dieser Broker Hamas-kontrolliert sind und teilweise von Israel als Terrorfinanziers eingestuft wurden. Schätzungen gehen von 100–150 aktiven Geldwechslern aus, mindestens die Hälfte davon im Einflussbereich der Hamas.
Britische Behörden ignorierten auch PFLP-Verbände
Mehrere NGOs mit nachgewiesenen Verbindungen zur PFLP erhielten weiterhin Mittel aus dem britischen OCHA-Beitrag, obwohl London die PFLP als Terrororganisation einstuft. Statt Sicherheitsbedenken zu prüfen, vermerkten britische Beamte wiederum nur „reputational risk“ (Rufrisiko).
Seit Oktober 2023 hat das FCDO rund 140 Millionen Pfund für Programme in Gaza und der Westbank zugesagt – bei minimaler Transparenz.
Dokumentierte Treffen zwischen britischen Diplomaten und Hamas-Sicherheitsstrukturen
Interne Akten aus der Hamas-Innenbehörde (ISM) zeigen, dass britische Konsulatsmitarbeiter in Gaza 2021/22 nach der offiziellen Einstufung von Hamas als Terrororganisation weiterhin direkten Kontakt pflegten. Ein britischer Vertreter versicherte Hamas-Sicherheitsfunktionären, dass die Terror-Designierung „keinen Einfluss“ auf britische Projekte in Gaza haben werde, da sie vom Innenministerium und nicht vom FCDO ausgesprochen worden sei.
Auch von britischen Geldern geförderte NGO-Vertreter trafen sich laut denselben Akten mit Hamas-Organen und erklärten, sie würden neue Auflagen aus London nötigenfalls ablehnen.
Konsultieren Sie den vollständigen Bericht von NGO Monitor hier.
Steinberg, G. M., & Herzberg, A. (2025). “Reputational Risk” and “Work-Arounds”: Documenting UK Funding to Hamas-Linked Entities. Israel Journal of Foreign Affairs, 1–10. https://doi.org/10.1080/23739770.2025.2583775


