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UN-Bericht zu Hungersnot in Gaza entbehrt jeder faktischen Grundlage

GHF
Ein Palästinenser trägt einen Sack Mehl, verteilt von der Gaza Humanitarian Foundation. (Foto: Flash90)

Im August rief ein von der UNO unterstütztes Fachgremium offiziell eine Hungersnot in Gaza aus. Die Meldung verbreitete sich über zahlreiche Medienkanäle weltweit. Doch Zahlen des palästinensischen Gesundheitsministeriums machen deutlich, dass die Lage im Gazastreifen keineswegs den Angaben der Vereinten Nationen entspricht.

Am 22. August 2025 erklärten Experten des internationalen Netzwerks Integrated Food Security Phase Classification (IPC), dass im Gaza erstmals offiziell Hungersnot (IPC Phase 5) herrsche. Vier UNO-Organisationen, FAO, UNICEF, WFP und WHO, stehen gemeinsam hinter dem Bericht.

Die IPC definiert eine Hungersnot (Phase 5) anhand einer täglichen Sterberate von mindestens zwei Personen pro 10.000 Einwohner. Die darunterliegende Phase 4 (Hungerkrise) geht von einer Rate von ein bis zwei Toten pro 10.000 pro Tag aus.

Laut den veröffentlichten Zahlen der IPC-Experten vom 22. August befänden sich 641.000 Menschen in Gaza in Phase 5 und weitere 1.140.000 in Phase 4.

Wären diese Zahlen korrekt, so hätte dies bedeutet, dass innerhalb von den 24 Tagen seit Veröffentlichung des Berichtes, mehr als 5.800 Menschen im Gazastreifen an den Folgen von Mangelernährung hätten sterben müssen.

Rechnungsbeispiel

Vergleich mit anderen verfügbaren Zahlen

Offiziellen Zahlen, die von Medien unter Berufung auf Hamas-nahe Quellen oder das von Hamas kontrollierte palästinensische Gesundheitsministerium veröffentlicht wurden, lassen diese IPC-Schätzungen extrem fragwürdig erscheinen:

  • Am 2. September meldete Al Jazeera, dass seit der IPC-Erklärung 83 Menschen an Mangelernährung gestorben seien – also etwa ein Drittel der Todesfälle, die gemäss IPC innerhalb eines einzigen Tages zu erwarten wären.
  • Am 10. September erklärte das palästinensische Gesundheitsministerium, dass 404 Menschen im Verlauf des gesamten Kriegs seit 7. Oktober 2023 an Mangelernährung gestorben seien – nicht an einem einzelnen Tag, nicht in einem Monat, sondern über fast zwei Jahre hinweg.
  • Am 12. September wurde von Salo Aizenberg ein Bericht zitiert, demzufolge 135 Personen seit dem IPC-Bericht vom 22. August an den Folgen von Mangelernährung verstorben seien. Das entspricht etwa 6 Todesfällen pro Tag – deutlich weniger als die 242, die laut IPC-Klassifikation zu erwarten wären.

 

Die meisten Todesfälle im Gazastreifen, die als „Mangelernährung“ kategorisiert werden, betreffen Menschen mit anderen Vorerkrankungen wie Krebs oder Zerebralparese. Sie sterben nicht, weil es an Nahrungsmitteln mangelt, schreibt Aisenberg.

Zum Vergleich: In den USA wurden im Jahr 2023 23.000 Todesfälle der Kategorie „Mangelernährung“ zugeordnet. In der Zeitspanne von 2017 bis 2021 waren es in Norwegen, einem der reichsten Länder der Welt, 860 Menschen, bei denen Hunger und Unterernährung als Haupttodesursache angegeben wurden. Dies deshalb, weil Unterernährung auch aus anderen Gründen entstehen kann als aus einem allgemeinen Nahrungsmangel in der Gesellschaft.

Der gesunde Menschenverstand

Ein weiterer Punkt, der gegen die Plausibilität der IPC-Einschätzungen spricht, ergibt sich bereits aus dem gesunden Menschenverstand. Wären tatsächlich mehrere Tausend Menschen im Gazastreifen innert weniger Wochen verhungert, dann müsste dies in Form von unübersehbaren Bildern dokumentiert sein. Auch die Gesamtbevölkerung würde in deutlich sichtbarer Weise Anzeichen massiver Abmagerung aufweisen. Beides ist jedoch nicht der Fall. Die vorliegenden visuellen Eindrücke und Berichte aus Gaza zeigen zweifellos Not und Entbehrung, aber nicht das Bild einer Gesellschaft, in der binnen kurzer Zeit eine Hungersnot im Ausmass von Tausenden Toten stattgefunden hätte.