🟦 MIFF kommentiert
Der Terroranschlag vom 7. Oktober 2023 erschütterte die ganze Welt und markiert einen tiefen Einschnitt in der modernen Geschichte. An diesem Tag verübte die islamistische Hamas einen koordinierten Angriff auf Israel mit massiven Verlusten unter der Zivilbevölkerung – der schwerwiegendste antisemitische Anschlag seit dem Holocaust. Rund 1’200 Menschen, die meisten davon Zivilisten, wurden getötet; etwa 250 Personen – darunter Kinder, Frauen und ältere Menschen – nach Gaza als Geiseln verschleppt. Bis heute befinden sich noch rund 48 Israelis in Geiselhaft, vermutlich nur etwa 20 von ihnen am Leben.
Doch während viele den heutigen Tag als Moment des Gedenkens und der Trauer begehen, hat sich in einigen Kreisen ein gegensätzliches Narrativ etabliert: Der 7. Oktober wird gefeiert! – als angeblicher Tag des Widerstands, des Dschihad oder der Intifada. In mehreren Ländern finden Kundgebungen, Propagandakampagnen und öffentliche Rituale statt, die diesen Tag in heroischen Farben überhöhen.
Die Umdeutung des 7. Oktober
Hamas selbst begeht diesen Tag – wenig überraschend – als Anlass zum Feiern, ungeachtet des Leids der eigenen Bevölkerung und der zehntausenden palästinensischen Opfer, die ihr Krieg verursacht hat. Zum zweiten Jahrestag veröffentlichte sie eine Botschaft und ein KI-basiertes Video, das der 7. Oktober als «glorreicher Tag» bezeichnet.
In Australien, Kanada und vielerorts online tauchen zudem Kundgebungen und Kampagnen auf, die den Tag als Siegestag verehren. In Melbourne etwa wurden grössere Plakataktionen und Graffiti mit Slogans wie „Glory to Hamas“ oder „Oct 7, do it again“ beobachtet. In Sydney waren Proteste unter dem Motto „Glory to our martyrs“ vor dem Opernhaus geplant, die ausdrücklich den Jahrestag als Sieges- oder Heldentag stilisieren sollten (die Kundgebung wurde jedoch abgesagt).
In Kanada richtet sich der Fokus auf den Universitätscampus. An der Concordia University in Montreal kündigen studentische Gruppen eine Veranstaltung namens „Oct7 Rally“ an, mit dem Ziel, Solidarität mit Palästina zu zeigen und den 7. Oktober symbolisch hervorzuheben.
Auch in Online-Kreisen haben rechtsradikale und neonazistische Gruppen den Jahrestag übernommen. Sie feiern die Gewalt, unterstützen Hamas und rufen zu weiteren antisemitischen Aktionen auf. MEMRI dokumentiert, dass Neonazi- und White-Supremacy-Initiativen öffentlich den 7. Oktober als „Anniversary to Celebrate“ bezeichnen.
Pro-Hamas-Graffiti bedeckt eine Werbetafel in Melbourne am Jahrestag der Angriffe vom 7. Oktober.
Widerstand, Intifada, Dschihad – und Zerstörung vom jüdischen Leben
Was verbindet all diese Aktionen?
Der 7. Oktober wird transformiert – vom Tag des Terrors zum Tag der Heldentat. Ein Tag, an dem Mord, Gewalt und Terror gegen zivile Juden als legitime, heldenhafte, ja sogar gesegnete Handlung stilisiert werden.
Doch nicht nur wird der Terrorangriff auf Israelis glorifiziert, sondern auch sein Weiterführen gefordert. „Globalize the Intifada“ ist nur einer von vielen Aufrufen zu mehr Krieg, mehr Terror und mehr Gewalt gegen Israel und die jüdische Bevölkerung weltweit. Diese Logik überschneidet sich mit einer langjährigen antisemitischen Ideologie, in der Israel als illegitimes, koloniales, rassistisches und aggressives Gebilde dämonisiert wird.
Diese perverse Formen der Feier sind längst keine isolierten Extremakte mehr. Am zweiten Jahrestag des 7. Oktober ist tragischerweise aber deutlich festzustellen, dass die Heroisierung des Kriegs gegen „Zionismus“ Teil einer globalen Propagandaarchitektur geworden ist, die jüdisches Leben weltweit gefährdet.
Wer Ohren hat, der höre!
Über den Autor:
Dr. philos. Jens Tomas Anfindsen unterrichtet seit vielen Jahren in den Bereichen Religion, Philosophie und Ethik. Er ist Leiter von MIFF DACH und Redaktor von Israelfrieden.org.



